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  • Sonja Gatterwe

HELL SEHEN | Rayk Goetze

Ausstellungstext | Galerie Fabra Ars, Magdeburg | Oktober 2021


"HELL SEHEN" fühlt sich so an, als würde es regnen und gleichzeitig die Sonne scheinen – irritierend, schön und irritierend-schön.


Buntes Gemälde
© Rayk Goetze, Rosso Eins, Öl und Acryl auf Leinwand, 2021

Rayk Goetzes Werke schweben zwischen futuristischem Fotoshooting und David-Bowie-Soundtrack. Sie zeigen, was nach dem Weltuntergang kommen könnte. Es sind in sich vertiefte Traumszenerien, die der Künstler in dieser Ausstellung unter dem Titel "HELL SEHEN" versammelt hat. Mit einer Ästhetik, die zwischen Science-Fiction und der Sprache alter Meister oszilliert, begeben wir uns auf die Reise in eine ruhige Parallelgalaxie, in ein gelassenes Post-Weltuntergang-Szenario. Dieses Universum ist nicht laut, nicht katastrophal. In den Werken herrscht eine sakrale Geborgenheit. Vielleicht ist es die Akzeptanz dessen, was ist. Und vielleicht ist es das, was in Goetzes Werken gleichzeitig beunruhigt: Nichts kann passieren, weil schon alles passiert ist. Die Ruhe nach dem Sturm.


Moderne Gemälde
© Rayk Goetze, Rosenhag, Öl und Acryl auf Leinwand, 2021

Die Farbpalette des Künstlers bestärkt diese Gewissheit: "HELL SEHEN" ist geprägt von Gelborange- und Magentatönen, die eine (Alb- )Traumwelt füllen. Neben metallenen Grau- und Silbertönen ist da auch ein Türkis-Blau, das sich warm anfühlt. Die Farben sind nicht grell, sie leuchten in einer heilen Welt, die in sich selbst ruht. Es ist zwar etwas düster, aber irgendwie okay – denn wir sind ja schließlich noch da. Genauer gesagt sind wir da inmitten dieser Sphäre umgeben von schönen Figuren. Sie erscheinen mal rätselhaft, mal mürrisch, mal mit sich selbst beschäftigt oder mal alles zusammen. Man wird das Gefühl nicht los, sie würden uns aus den Augenwinkeln beobachten, um unnahbar zu bleiben. Sie wirken arrangiert: mechanisch- melancholisch, inszeniert in ihrer scheinbaren Beiläufigkeit, in ihrer Schönheit. Ein Fotoshooting, nachdem die Sonne untergegangen ist. Es ist eine seltsame Harmonie, die einfach da ist und die einfach funktioniert.


Wie auch beim Titel der Ausstellung selbst: "HELL SEHEN". Der spielerische Name birgt viele Möglichkeiten, so wie die ausgestellten Werke stilreich sind. Und keine Möglichkeit scheint falsch zu sein: futuristische Raster, ein Smartphone und die wohl symbolisch älteste Blume der Welt, die Rose, umkreisen eine stylische Madonna. Unter Scheinwerferlicht trägt sie das Jesuskind im Arm – schwebt es neben seinem heiligen Schatten? Alle Werke dieser Ausstellung haben etwas gemeinsam: eine Frage, die in jedem Einzelnen mitschwingt - die Frage nach der Wahrheit. Hellsehen - Hölle sehen? Heitere Apokalypse?


Der Drang nach Erkenntnis treibt uns um. Vielleicht verhandelt Rayk Goetze in "HELL SEHEN" die Notwendigkeit, die Gegenwart mit offenen Augen zu erkennen. Zu akzeptieren, was wahr ist – unabhängig davon, was diese Wahrheit sein mag.


"HELL SEHEN" fühlt sich so an, als würde es regnen und gleichzeitig die Sonne scheinen – irritierend, schön und irritierend-schön.



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