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Sonja Gatterwe

About Christoph Rode

Portfoliotext | Doppelausstellung "Connected Structures" | Uhlig Gallery, Leipzig | Oktober 2022


Wenn wir uns schwindelfrei trauen, erzählen sie so viele Geschichten, wie wir bereit sind, zuzulassen. Im Kinosaal seiner Kunst wird es still, nur aus dem düster-versteckten Off hört man Rode ein leises „Film ab!“ murmeln.


Kopflose Menschen stehen in Ruinen
© Christoph Rode, Indirekte Auffassung, Öl auf Leinwand, 2021

In Christoph Rodes Übergangswelten erinnern wir uns daran, was der Film Inception in der Kernaussage trägt: Nichts muss so ein, wie es scheint. Denn auch der Berliner Maler hält die Deutungsmöglichkeit und den Identifikationsspielraum in seiner Kunst herausfordernd unausgesprochen. Das merkt man zum Beispiel daran, dass seine meist in Business-Look gekleideten Figuren keine Köpfe auf ihren Schultern tragen. Es ist die Geste, die Situation, der Prozess, der bei Rode im Spotlight steht. Manchmal aber auch im Hintergrund, im Zwiespalt oder sich auflösend in Schein-Orten: In seinen Szenerien haben wir teil an einem Wechselspiel von Räumen, die sich mal den Betrachtenden entziehen, mal aus einem dunklen Eck heraus neugierige Blicke anlocken. Dabei steht die Inszenierung auf der hellen Seite, im Bühnenlicht. Sie buhlt um die Aufmerksamkeit des Publikums, während sich die Realität im dunklen Hinterraum abspielt.


Rodes stylishe Bühnenkataloge, die Schicht für Schicht von atmosphärischen Filmkulissen erzählen, sind makaber und spannungsgeladen.

Die Szenen leuchten in einem retro-schicken Teak und Siena-Rot und illustrieren den verraucht edlen Charme der Epoche – vor allem dann, wenn Rode pompöse Mustertapeten in die Räume edler Hotellobbys collagiert. Die Geschichten, die sich auf seiner Bühne onstage abspielen, zeigen Erinnerungsschnipsel, Situationen im Prozess: Mal in sich selbst vertieft, mal aufeinander konzentriert, wirken seine Figuren apart – und dabei sind wir ihnen hautnah.


Kopflose Menschen in einer Hotelruine
© Christoph Rode, Signifikante Absichten, Öl auf Leinwand, 2020

Die intime Distanz, die Rode zu ihnen hält, eröffnet dem Publikum den bizarren Blick auf eine flimmernde Leinwand, auf der wir den Plot ihres Lebens verfolgen. In Christoph Rodes Kunst klettern wir wagemutig durch verschiedene Bewusstseinsebenen, staunen über die tiefen Schichten seiner elegant bittersüßen Collagen.


Wenn wir uns schwindelfrei trauen, erzählen sie so viele Geschichten, wie wir bereit sind, zuzulassen. Im Kinosaal seiner Kunst wird es still, nur aus dem düster-versteckten Off hört man Rode ein leises „Film ab!“ murmeln.



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